MAGDEBURG
Graue Felder. Verbotenes Land.
Hin und her wiegend
bewegt sich der Zug durch diese Landschaft,
der jegliche Luft entzogen wurde. Die von mir getrennt ist.
Eine Erinnerung zerklüftet plötzlich
die Reise, öffnet die Kugel,
es wird mein Mund zwischen den bronzenen Rändern
zu einem Saugnapf auf dem fleischbedeckten Rand
der Anderen und in einem
verwirrenden Bild aus Sicheln
und Sternen, Sinter, Dampf und rostenden Brücken
und vertrauten Armen die sich mager und weiß
aus einem Hintergrund toten
Wassers nach mir
ausstrecken, gleitet Magdeburg, versunken in seinem
Rahmen aus überalterten Gießereien vorüber.
Noch öffnet das ängstliche
Gesicht in der Scheibe den Mund
zu einem abwehrenden Nein. Kein Ton. Dann schon wieder
fahle Äcker. Geschlossenes
Land. Hin und her wiegend.
Aus: ‘Spertijd / Curfew’,
Verlag WEL, 2001.
Übersetzung:
Michael Malm, 2011.
MÄRCHENWALD ALTENBERG
Für Annegret Nitzling
In Häuschen aus den 30er
Jahren zwischen hohen Wurzeln
sah ich uns hinter Fenster voll mit Spinnenweben liegen,
wie tot so sacht atmend im Winterschlaf, tief
in dem Rohstoffgebiet der bedingten Liebe.
Die Vorräte bis zu den Balken
gestapelt, das Feuer
glühend unter den Blicken der Kinder von draußen
mit ihrer unschuldigen Schuld. Keine Stimme, kein Stein
kam pünktlich, weil ich dich mit Verstummung
schlug.
Übersetzung:
Helge Herzmann
LINGUISTICUM V
Müdigkeit.
Leben ohne Segel
unter Vögeln ohne Gnade.
Ernüchtert;
Tinte, die manchmal aus der Feder fließt
und selbst dann noch über
dasselbe Wort.
Dasselbe Wort,
das zermahlen, sprich: ohne festen Kern,
nicht einmal mehr stehen kann
zum Schein.
Übersetzung:
Michael Malm
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